Telefonsex

Bei Telefonsex geht es darum, seine sexuellen Wünsche mit Hilfe eines Telefonats zu befriedigen. Es gibt keine verbindlichen geschichtlichen Daten, seit wann genau Menschen Telefonsex praktizieren. Durch die früher häufig vorkommende Distanz zum Lebenspartner darf man aber davon ausgehen, dass es diese Methode schon seit rund 100 Jahren gibt. Ob jemand Telefonsex betrieb oder nicht, hing dabei auch von persönlichen Moralvorstellungen ab. Dass Telefonsex schon seit vielen Jahren eine Rolle spielt, beweisen auch Artikel aus sogenannten „Benimm-Kolumnen“ der 1920er-Jahre. Dort wurden Punkte wie die verbale Intimität bei physischer Entfernung diskutiert. Gleichermaßen wurde die Frage besprochen, ob eine Frau mit ihrem Ehemann telefonieren dürfe, während sie (halb-)nackt im Bett lag. In der heutigen Zeit hat hingegen kaum noch jemand ein Problem damit, auch freizügige Themen und sogar intimes am Telefon zu besprechen. 

Im Grunde unterscheidet man hauptsächlich zwei Arten von Telefonsex: Privat und kommerziell.

Bei privatem Telefonsex handelt es sich um zwei Partner, welche sich in einer festen Beziehung miteinander befinden und durch Telefongespräche ihre erotischen Fantasien ausleben. Das kann verschiedenste Gründe haben, die meist mit räumlicher Trennung verbunden sind. Aus der Situation heraus, dass direkter Körperkontakt vorübergehend nicht möglich ist, suchen ein oder beide Partner auf diesem Weg nach Nähe und sexueller Bestätigung. Das ist beispielsweise bei Fernbeziehungen der Fall. Etwa, wenn man sich dauerhaft oder vorübergehend nur selten sieht, da beide Parteien in verschiedenen Städten oder gar Ländern leben bzw. arbeiten. Telefonsex bietet für viele Paare aber auch einen besonderen Reiz als Abwechslung zu ihrem „normalen“ Sexualleben. Es ist eine aufregende Alternative zum direkten Gespräch. Viele Menschen trauen sich am Telefon auch eher über persönliche Neigungen und Wünsche zu sprechen. Einige lieben es zudem sehr, den Partner während des Tages telefonisch sexuell „anzuheizen“. Die (oft über Stunden) aufgebaute erotische Spannung entlädt sich dann beim persönlichen Zusammentreffen am Abend und wird als besonders intensiv empfunden. 

Es gibt auch viele Menschen, die das Bedürfnis haben, ihren Sexualtrieb auf verbale Art auszuleben und sich nicht in einer Partnerschaft befinden. Ebenfalls möglich ist, dass der jeweilige Partner keine Lust auf, oder kein Interesse an Telefonsex hat. Kommerzielle Anbieter von Telefonsex befriedigen diese Nachfrage mit immer stärker werdender Tendenz. Die Isolation während der Coronapandemie hat der Branche erneut einen riesigen Boom beschert. Meist sind es Männer, welche die kostenpflichtigen Telefonnummern wählen, um Telefonsex zu bekommen. Die Kosten liegen zwischen zwölf Cent/Minute und knapp zwei Euro pro Minute. Letzteres ist der gesetzlich zugelassene Maximaltarif, den ein großer Teil der kommerziellen Anbieter berechnen. Die Frauen am anderen Ende der Leitung sind in der Regel Angestellte eines Dienstleistungsanbieters oder sie wählen sich über eine 0800-Telefonnummer kostenlos ein. Etliche Unternehmen bieten keine realen Gespräche an, sondern spielen aufgezeichnete Monologe oder erotische Geschichten vom Band ab.

Geworben wird für die Telefonsex-Hotlines auf allen Plattformen, im TV, im Internet und in Zeitschriften sowie Tageszeitungen. Darin geht es meist um potenziell SM-interessierte Studentinnen, scharfe Omis oder sexhungrige Hausfrauen. Auf diese sehr direkte Art soll dem potenziellen Kunden vermittelt werden, was ihn vermeintlich erwartet. Sobald ein Kunde die genannte Nummer wählt, wird meist zuerst nach den genauen sexuellen Wünschen gefragt. Es sind sowohl Einzelgespräch als auch Gruppenschaltung, beispielsweise zu Telefonsex-Orgien, möglich.

Dank immer günstigeren und sehr schnellen Internetverbindungen hat sich innerhalb kürzester Zeit eine neue Variante des Telefonsexes etabliert. Im World Wide Web gibt es zigtausende Angebote von Telefonsexseiten. Bei vielen sind neben verbalem Austausch auch die Übermittlung von Bildern und Videos in Echtzeit (Webcam) verfügbar sind. Diese Online-Dienstleister arbeiten überwiegend mit Prepaid-Guthaben. 

In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Gerichtsverfahren, bei denen geklärt werden sollte, ob kommerzieller Telefonsex sittenwidrig sei oder nicht. Meist richteten sich die Anklagepunkte gegen die Telefonnetzanbieter. Der Vorwurf lautete, dass sich diese am Geschäft mit dem verbalen Sex beteiligen würden. Mittlerweile ist folgendes festgelegt worden: Der Netzanbieter ermöglicht lediglich den Service, indem er das Telefonnetz zugänglich macht. Kunden gehen ihre bindenden Verträge jedoch mit dem jeweiligen Telefonsex-Anbieter direkt ein. Da die Kosten hierfür vorab genannt werden, muss der Nutzer von Sex-Hotlines diese auch vollumfänglich tragen.

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