Transsexuell
Unter dem Begriff Transsexualität ist der Drang gemeint, als Angehöriger des anderen Geschlechts zu leben sowie als solcher auf allen Ebenen anerkannt zu werden. Die Geschlechtsidentität bezieht sich dabei auf unsere individuelle Sicht, also darauf, wie wir uns selbst sehen und definieren. Der Großteil der Menschen identifiziert sich mit dem angeborenen Geschlecht – als männlich oder weiblich, was auch als binäre Geschlechtsidentitäten betitelt wird. Etwa 0,5 % der Menschen haben jedoch das Gefühl, dass ihre Geschlechtsidentität nicht mit ihrem biologischen Geschlecht übereinstimmt. Beispielsweise werden manche Menschen mit männlichen Genitalien, Gesichtsbehaarung usw. geboren, sehen und fühlen sich aber nicht als Mann. Andere haben vielleicht weibliche Genitalien sowie Brüste, lange Haare und andere Merkmale, identifizieren sich aber nicht als Frau und fühlen sich nicht weiblich. In diesen Fällen spricht man von Transsexualität. Es gibt darüber hinaus auch Menschen, die sich selbst nicht als binäreIdentität definieren. Sie möchten oder können sich weder als Mann noch als Frau identifizieren. Diese Menschen werden als nicht-binär bezeichnet. Der Bezeichnung Transsexualität stehen viele Betroffene ablehnend gegenüber. Aus deren Sicht steht nicht die Sexualität, sondern die Identität im Mittelpunkt ihrer Persönlichkeit. Sie bezeichnen sich deshalb selbst lieber als transident. Geschlechtskongruent ist ein anderer Ausdruck, der alternativ für Transsexualität verwendet werden kann.
Im Gegensatz zu den Konzepten der Heterosexualität und Homosexualität definiert Transsexualität nicht die sexuelle Neigung oder das sexuelle Verhalten der betroffenen Person. Wenn sich eine Person im falschen Körper fühlt, ist das kein Indiz dafür, dass sie sich zum gleichen oder zum anderen Geschlecht hingezogen fühlt. Die individuelle Vorliebe ist unabhängig von der (Trans-)Sexualität. Transsexualität ist in verschiedenen Kulturen historisch belegt worden und kam schon in der Antike vor. Einige Transsexuelle tragen gerne Kleidung und Frisur des Geschlechts, dem sie sich zugehörig fühlen. Bereits aus dem alten Ägypten kennen wir solche Phänomene. Trotzdem darf Transsexualität nicht mit Transvestitismus verwechselt werden. Transvestiten sind Personen, die Kleidung tragen, die normalerweise nicht von dem Geschlecht getragen wird, dem sie körperlich zugeordnet sind. Nichts alle Transvestiten sind jedoch transsexuell.
Viele Transsexuelle fühlen sich schon als Kinder dem anderen Geschlecht zugehörig. Sie zeigen dies zum Beispiel beim Spielen, indem sie geschlechtsuntypische Verhaltensweisen an den Tag legen. In den allermeisten Fällen versucht das Umfeld, Kinder mehr oder weniger intensiv gemäß den ihnen zugewiesenen Geschlechtern zu erziehen. Auf diese Weise soll ihnen die entsprechende Geschlechterrolle aufgezwungen werden. In der Regel versuchen die von Transsexualität betroffenen Kinder, die Erwartungen ihrer Umwelt so weit wie möglich zu erfüllen und die entsprechende Geschlechterrolle zu leben. Der Druck auf transsexuelle Mädchen (biologische Jungen) ist meistens größer als auf transsexuelle Jungen (biologische Mädchen). Der gesellschaftliche Druck auf transsexuelle Menschen und damit auch der psychische Druck, den sie empfinden, nimmt insbesondere in der Pubertät zu. Neben psychosomatischen Erkrankungen und sind vor allem Depressionen eine der häufigsten Folgen davon. Etliche transsexuelle Menschen sehen sich früher oder später gezwungen, ihre Transsexualität offenzulegen. Beim sogenannten „Outing“ ändern sie offiziell und dauerhaft ihre Geschlechterrolle. Zu diesem Zeitpunkt ist der Wunsch nach geschlechtsangleichenden Maßnahmen bei den meisten transsexuellen Menschen bereits sehr ausgeprägt. Die Änderung der Geschlechtsrolle führt zumindest am Anfang meistens zu großen sozialen Problemen für den Betroffenen. Viele Transsexuelle begeben sich anlässlich ihres Geschlechtsrollen-Wechsels zusätzlich in psychologische Behandlung, um das notwendige Gutachten für die Inanspruchnahme medizinischer und rechtlicher Begleitmaßnahmen zu erhalten.
Zu den medizinischen Behandlungsmethoden zur Geschlechtsangleichung gehören eine Hormontherapie, chirurgische Eingriffe an den Genitalien und sonstige Maßnahmen, wie etwa die dauerhafte Entfernung des Bartes. In Deutschland können transsexuelle Menschen ihren Vornamen und/oder die Geschlechtsangabe in den Standesamtsregistern an ihre gefühlte Geschlechtsidentität anpassen. Dieser langjährige Prozess ist mit viel Aufwand verbunden, da mehrere Gutachten erstellt werden müssen. Das Ergebnis ist jedoch, dass die transsexuelle Person dann in der Geschlechterrolle leben, der sie sich zugehörig fühlt.