Windelfetisch

Mit Windelfetisch ist eine bestimmte Sexualpraktik gemeint, bei der es inhaltlich um das sogenannte erotische Ageplay geht. Diese auch als Babyspiel oder Babyplay bezeichnete Praktik weist jedoch keinesfalls auf das sexuelle Interesse an Kindern hin. Betroffene haben entweder einen Windelfetisch (Englisch: Diaper Lover, kurz DL) oder spielen selbst in Rollenspielen einen Säugling bzw. ein Kleinkind (Englisch: Adult Baby, kurz AB). Der Fachbegriff für die Windel-Vorliebe ist Autonepiophilie.  Auch wenn viele Menschen erst in den letzten Jahren zum ersten Mal vom Windelfetisch gehört haben, ist dieser nicht neu. Ein Buch über das Geschehen in französischen Bordellen Anfang des 20. Jahrhunderts beschreibt unter anderem detailliert das Verlangen eines Betroffenen. Der über 60-Jährige wollte von einer Prostituierten sauber gemacht, gepudert und gewickelt werden. Außerdem wollte er mit Püppchen spielen und sich in den Schlaf wiegen lassen. Alle benötigten Utensilien brachte er bei seinen Bordellbesuchen sogar selbst mit. In einem Werk aus dem Jahr 1937 wird ein Tischler beschrieben, der wiederholt Kinderbettzeug stahl. Obwohl er sogar dafür verurteilt wurde, konnte er seinen Fetisch nicht unterdrücken. Seit seinem 12. Lebensjahr, in welchem seine Schwester ein Kind gebar, erregten ihn Baby-Steckbettchen, nicht etwa das Baby. Fortan befriedigte er seine Neigung fast täglich durch Onanieren – das Babybett fest im Blick. Seiner eigenen Aussage zufolge gelang es ihm so gut wie nie, auf andere Art sexuelle Befriedigung zu finden.

Der Windelfetisch wird demnach als das Ausleben von sexuellem Infantilismus beschrieben. Dieses Wort bedeutet ein Stehenbleiben auf der körperlichen und/oder geistigen Entwicklungsstufe eines Kindes. Die Fetischhandlung beschränkt sich jedoch meist nicht nur auf das Tragen von Windeln. Einzelne oder mehrere typische Baby- oder Kleinkind-Verhaltensmuster in etlichen Variationen gehört ebenfalls dazu: 

  • Herumkrabbeln
  • Trinken aus Babyfläschchen
  • Wickelvorgang
  • Umsorgen seitens „Mutter“ oder „Vater“ usw. 

Herkömmlicher Geschlechtsverkehr kommt bei diesen Fetisch-Rollenspielen zwar auch vor, muss er aber nicht. Oft wird die Befriedigung aus dem Ausleben der Neigung selbst erlebt. Es gibt sowohl einschlägige Internetforen, wo sich Gleichgesinnte austauschen und verabreden können als auch Onlinehändler, die komplette Babyausstattung in Erwachsenengrößen anbieten. Bei Männern mit einem Windelfetisch stehen die sexuelle Stimulation sowie die direkte Lustbefriedigung meist im Vordergrund. Die Neigung zur Autonepiophilie entdecken die meisten Jungen an sich mit ungefähr elf Jahren, durchschnittliche zwei Jahre später wird diese dann erstmals ausgelebt. Frauen mit einem Windelfetisch geht es hingegen kaum um die Befriedigung sexueller Bedürfnisse, sondern um das besonders intensive Erleben der Beziehung zum Partner. Daher beziehen Frauen ihre Partner auch wesentlich häufiger in die Fetischhandlungen ein, als Männer dies tun. Frauen möchten hier quasi der Säugling sein und der Partner schlüpft in die Rolle des meist dominanten Vaters. Sie möchten primär das Gefühl vermittelt bekommen, beschützt zu werden und gehorsam sein zu müssen. Das Erkennen dieser sexuellen Vorliebe findet bei Mädchen etwa im Alter von zwölf Jahren statt, ca. vier Jahre danach wird die Neigung zum ersten Mal ausprobiert. 

Der Windelfetisch kann sich allein auf das freiwillige, aus medizinischer Sicht nicht notwendige, Tragen von Erwachsenenwindeln oder Gummihöschen beschränken. Dann finden im Normalfall keine damit zusammenhängenden Fetisch- oder SM-Spiele statt. Deutlich häufiger tritt aber die hier beschriebene Sehnsucht nach Babyplay oder die Kombination mit anderen Fetischen auf. Dazu zählen die erotische Laktation (das Stillen eines erwachsenen Partners) oder auch sexuelle Unterwerfung und Dominanz.

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