Zwitter
Ein Zwitter ist ein Mensch, dessen Körper nicht eindeutig einem der beiden Geschlechter zuzuordnen ist. Der Körper ist demnach weder zweifelsfrei weiblich noch männlich. In seltenen Fällen können Menschen mit Geschlechtsmerkmalen von beiden Geschlechtern auf die Welt kommen. Diese Mischung kann das Chromosomenmuster, die Keimdrüsen und/oder die Genitalien betreffen. Das Turner-Syndrom und das Klinefelter Syndrom sind die verbreitetsten Chromosomenanomalien, die zur Intersexualität führen. Davon betroffene Menschen haben drei anstatt der üblichen zwei geschlechtsbestimmenden Chromosomen. Abweichende Geschlechtsmerkmale können von Geburt an durch das Vorhandensein körperlich uneindeutiger Genitalien offensichtlich sein. Es gibt unter anderem Fälle, bei denen ein Penis und eine Scheide vorhanden sind. Atypische Chromosomen oder nicht eindeutige innere Fortpflanzungsorgane können dagegen ein ganzes Leben lang unbemerkt bleiben. Bei der Geburt erfolgt die Geschlechtszuweisung des Kindes in der Regel nach den anatomischen Merkmalen. Nur bei einer von etwa 5.000 Geburten kann das Geschlecht nicht eindeutig zugewiesen werden. In Deutschland gibt es seit 2018 für diese Fälle die neue Geschlechtsbezeichnung divers. Die korrekte medizinische, nicht abwertende Bezeichnung für dieses Phänomen ist Intersexualität, oder Zwischengeschlechtlichkeit. Viele intersexuelle Menschen sind steril (unfruchtbar), aber einige können auch Kinder zeugen oder gebären. Einzelne können sogar sowohl Eizellen als auch Spermien bilden und sich theoretisch selbst befruchten, wobei es keinen dokumentierten Fall von Selbstbefruchtung beim Menschen gibt. Intersexuelle Menschen waren schon in antiken Kulturen bekannt.
Der Körper der griechischen Mythenfigur Hermaphroditos war eine Mischung aus dem Körper eines Mannes und dem einer Frau. Hermaphroditismus ist auch heute noch die Bezeichnung von Zweigeschlechtlichkeit bei Arten mit doppelgeschlechtlichen Individuen, was vor allem bei vielen Pflanzen vorkommt. Bei der Zwittrigkeit von Menschen handelt es sich um Pseudohermaphroditismus, weil die Zwittrigkeit nicht der Normalität entspricht. Intersexualität sollte übrigens nicht mit Transsexualität verwechselt werden. Bei der Transsexualität sind die Geschlechtsmerkmale meistens eindeutig einem der beiden Geschlechter zuzuordnen, nur die gefühlte Geschlechtsidentität entspricht dem jeweils anderen Geschlecht. Bei Intersexualität sind dagegen immer anatomische Abweichungen vorhanden. In einigen Teilen der Welt wurden intersexuelle Kinder früher nach der Geburt getötet oder ausgesetzt. Intersexuelle Menschen werden nach der Entdeckung der intersexuellen Merkmale außerdem oft stigmatisiert und diskriminiert. Das Wort Zwitter wird manchmal als Schimpfwort verwendet. Auch heute werden Kinder mit uneindeutigen äußeren Genitalien chirurgisch oder hormonell verändert, um gesellschaftlich akzeptierte Geschlechtsmerkmale zu schaffen. Dies wird in Deutschland mittlerweile kritisch betrachtet und es wird empfohlen abzuwarten, bis sich die sexuelle Identität der intersexuellen Person in der Pubertät herausbildet. Auf diese Weise bleibt das Recht auf Selbstbestimmung und Unversehrtheit des Körpers auch für intersexuelle Menschen erhalten.